Projekte und Relikte der Reichsautobahn zwischen Halle und Magdeburg

Am 7. November 1938 wurde der Rasthof Magdeburger Börde, in der Gemarkung der Gemeinde Hohenwarsleben gelegen, feierlich eröffnet. Während des Krieges diente er als Erholungsheim für verwundete Soldaten. Im Unterschied zu anderen Tank- und Rastanlagen wurde er als  Rasthof konzipert. Diese sollten im Abstand von 150 bis 200 Kilometern gebaut werden und im Unterschied zu Raststätten und Rasthäusern über Hotelanlagen verfügen. Der Rasthof Magdeburger Börde war der einzige Rasthof seiner Art, der fertiggestellt wurde. Zwischen 1949 und 1990 wurde der Rasthof als Staatsbetrieb der DDR ohne nennenswerte bauliche Änderungen weitergeführt, danach als Raststätte der Bundesautobahn 2. Im Jahre 1998 begann der Abrisses aller Gebäude auf der Nordseite der heutigen BAB 2. Im Mai 2003 fand die Eröffnung des Neubaus der etwas weiter westlich gelegenen Tank- und Rastanlagen Börde Nord- und Süd statt. 

An dem Magdeburger Straßenverkehrskreuz hat sich schon bisher, solange es noch keine Reichsautobahnen gab, beim Fernlastverkehr eine natürliche Rast ergeben, sei es, dass be- oder entladen oder umgeschlagen wurde. Aber auch der Fernlast-Durchgangsverkehr hat an dieser Stelle sich ,,verschnauft", weil die Stadt etwa in der Mitte liegt zwischen den angrenzenden Wirtschaftsräumen Berlin, Hannover, Hamburg und Mitteldeutschland und jeder Fernlastfahrer nach einer Fahrt von 150 bis 200 km gern Rast hält. An diesen Dingen hat sich auch mit der Inbetriebnahme der Reichsautobahnstrecke Berlin — Hannover nichts geändert, und es wird sich wohl auch durch die neu hinzukommende Linie Hamburg — Mitteldeutschland nichts an diesen Dingen ändern. Für die Reichsautobahn ergab sich daher fast zwangsläufig der Entschluß, an der künftigen Kreuzungsstelle der Linien Berlin — Hannover und Hamburg — Halle eine großzügige Rasthofanlage für den Autoverkehr zu errichten, die in erster Linie dem Fernlastverkehr dienen sollte, die aber gleichzeitig auch dem längst vorhandenen und immer lauter werdenden Wunsche des Personenwagenfahrers Rechnung tragen muß. Die Anlage ist von Professor Werner March, Berlin, geplant und von der Obersten Bauleitung Hannover ausgeführt.*

Rasthof Magdeburger Börde in der Urplanung 1938 (in der Quelle als Ratshaus Olvenstedt bezeichnet)
(Quelle: ?)

Die nördliche Seite der Rasthofanlage gliedert sich in das Rasthaus für 200 Besucher mit vorgelagerter Sommerterrasse für 350 Besucher, den anschließenden Hotelflügel mit 100 Betten, in die Tankwartwohnhäuser, die Tankstelle mit vorgelagerter Kontrollstelle des Reichskraftwagenverbandes und den eigentlichen nördlichen Rastplatz für 60 Lastzüge und 30 Personenwagen. Die südliche Anlage ist ähnlich gegliedert. Gegenüber dem Rasthause finden wir das Straßenmeistereigehöft, anschließend die Auto-Werkstätte mit eigener Tankstelle. Am östlichen Ende des Parkplatzes, der hier ebenfalls für 60 Lastzüge und 30 Personenwagen eingerichtet ist, liegt die Kontrollstelle des Reichskraftwagenverbandes für die Gegenrichtung Hannover—Berlin. Bei der Einfahrt in den Rasthof liegt die Tankstelle für die Fahrzeuge, die die Werkstätte nicht aufzusuchen brauchen. Die Anschlüsse an die künftige Kreuzung sind aus dem beigegebenen Übersichtsplan zu ersehen. Über diese Anschlüsse ist für die Fahrer der Richtung Berlin — Hannover die Inanspruchnahme der Werkstätte ohne große Umwege möglich. Beide Hälften der Rasthofanlage — beiderseits der Reichsautobahn — sind durch eine Personen-Tunnelanlage in Höhe des Rasthauses und der Straßenmeisterei verbunden, so daß der Wechsel von einer Rasthofseite nach der anderen völlig gefahrlos vor sich geht.*

Der Besuch hat sich schon jetzt in den Wintermonaten, seitdem der Rasthof — noch im Ausbaustadium — in Betrieb genommen ist, so stark und stetig zunehmend entwickelt, daß der Reichsautobahn sehr schnell die Erkenntnis gekommen ist, dass die Rasthausanlage dem immer stärker werdenden Andrang auf die Dauer nicht genügen kann. Der Rasthof wird daher in kurzer Zeit bereits durch größere Anbauten erweitert und ergänzt werden. Die Erweiterung des Rasthofes erstreckt sich insbesondere auf das eigentliche Rasthaus. Das Rasthausgebäude wird nach Nordosten etwa um die Hälfte verlängert, wobei weitere Räume für die Gaststätte, die Küchen- und Kelleranlage und für die Hotel- und Küchenangestellten gewonnen werden. Das Gelände hinter der Linie des Hotelflügels und der Wohnhäuser fällt in ein kleines Tälchen ab; hier ist die Kläranlage untergebracht. Die Pläne für die Erweiterung der Rasthofanlage sehen ferner den Bau eines Waschhauses unmittelbar bei den Parkplätzen vor. Auch eine größere Garagenanlage mit 25 Boxen ist im Anschluss an den Parkplatz vorgesehen, die nicht nur dem Fahrer zur Verfügung steht, der einen kostbaren Luxuswagen über Nacht nicht im Freien stehen lassen will, sondern auch den Hotelangestellten die Einstellung von KdF-Wagen ermöglicht.*

*jeweils verkürzt übernommen nach: Karl Theodor Bauer, Der Rasthof Magdeburger Börde, Raststätten an der Reichsautobahn

Rasthof Magdeburger Börde 1939 mit den teilweise realisierten Erweiterungsbauten (punktiert schraffiert)
(Quelle: Karl Theodor Bauer, Der Rasthof Magdeburger Börde, Raststätten an der Reichsautobahn)

weitere Informationen: Die Autobahn und ihre Rastanlagen. Geschichte und Architektur Johannes, Ralph / Wölki, Gerhard, Verlag: Imhof, Petersberg (2005)
Zustand 1945
(Quelle: alliiertes Luftbild)
Zustand 2000
(Quelle: google)
Zustand 2022 (Teilbereich)
(Quelle: google)

Auch eine größere Garagenanlage mit 25 Boxen ist im Anschluss an den Parkplatz vorgesehen, die nicht nur dem Fahrer zur Verfügung steht, der einen kostbaren Luxuswagen über Nacht nicht im Freien stehen lassen will, sondern auch den Hotelangestellten die Einstellung von KdF-Wagen ermöglicht. Im Süden des Rasthofes wird auf einer Hügelkuppe eine Siedlung erstehen, die verheiratete Angestellte des Rasthauses, der Autowerkstätte, der Reichskraftwagenkontrollstelle und der Straßenmeisterei aufnehmen wird.

Der nördliche Parkplatz, der für die Verkehrsrichtung Berlin - Hannover zur Verfugung steht, umfasst wie schon gesagt Parkraum für 60 Lastzüge und 30 Personenwagen. Hinter dem Rasthaus ist weitere Parkmöglichkeit für etwa 15 Wagen von Privatfahrern, so dass der große Parkplatz von Privatfahrern nur dann aufgesucht werden muß, wenn diese Platze bereits besetzt sind. Der große Parkplatz ist in seiner ganzen Ausdehnung mit KIeinpflaster befestigt und kanalisiert. Zur Nachtzeit ist er durch blendfreie TiefstrahlerIeuchten erhellt. In Kürze wird hierfür unmittelbar beim Parkplatz im Rahmen der Erweiterung der Rasthofanlage ein Badehaus errichtet, in dem der Fahrer sich unter die Kalt- oder Warmwasserdusche stellen kann. Bis dahin stehen dem Fahrer die Waschräume im Rasthaus zur Verfügung. Für den Massenbesuch im Sommer stehen vor und neben dem Rasthaus Freiterrassen zur Verfügung.

Ganz besonders wird von den Fernfahrern wie von den Privatfahrern die Eröffnung der noch im Bau befindlichen Autoreparaturwerkstätte auf der Südseite des Rasthofes begrüßt. Sie wird dem Fahrer zum Segen werden, und sie wird bei der starken Benutzung der Strecke reichlich zu tun haben. Meist wird sich die Reparatur ausführen lassen, während der Fahrer im Rasthaus sich erfrischt. Die Fahrt über die Schleife der Kreuzung wird dabei gern in Kauf genommen werden. Für den Fahrer selbst steht zum Aufsuchen der Werkstätte der Personentunnel zur Verfügung.*

Gesamtmodell der geplanten Tank- und Rastanlage Magdeburger Börde und der Meisterei - Blick Richtung Osten (Quelle: Die Straße)
Gesamtmodell der geplanten Tank- und Rastanlage Magdeburger Börde und der Meisterei - Blick Richtung Westen
(Quelle: May, Walter: Rasthausanlage Olvenstedt bei Magdeburg an der Reichsautobahn Berlin-Hannover, Die Straße 7/1938
Rasthaus mit östlichstem Wohnhaus (links) und Kontrollstelle - Ansicht aus Südwesten um 1938 (Quelle: zeitgenössische Ansichtskarte)
Rasthaus mit Terrassen 1938 - Ansicht aus Richtung Osten (Quelle: zeitgenössische Ansichtskarte)
Rasthof Börde - Werkstatt für Grossreparaturen (Strassenmeisterei) 1938 - Blick aus dem Rasthaus nach Süden
(Quelle: Ausschnitt einer zeitgenössischen Ansichtskarte)
Rasthaus mit dem im Jahre 1939 errichteten nördlichen Erweiterungsbau - 1979 als Mitropagaststätte - Ansicht aus Richtung Osten (Quelle: zeitgenössische Ansichtskarte)
Tankstelle nördlicher Parkplatz
(Quelle: Die Straße)
Blick in den Hof der Straßenmeisterei
(Quelle: Die Straße)

Nördlich der Auotobahn befindet sich noch heute der seinerzeit errichtete Umformer (eine Anlage, die elektrische Energie von einem Stromnetz in ein anderes überträgt = Transformatorenstation). Entlang der Zufahrtstraße ist er mittlerweile stark bewachsen. Ob und wie lange er in Betrieb gewesen ist, kann gegenwärtig nicht gesagt werden. Auf dem Luftbild aus dem Jahre 1945 ist das turmähnliche Gebäude gut zu erkennen und kann noch heute  aufgesucht werden.

Blicke in die heutige Autobahnmeisterei Hohenwarsleben (Irxleben) - Zustand 2014 (eigene Fotos)

Sehenswerte Dokumentation zur Historie des Rasthofes!